Handy ist tödlich

Erschreckend tödlich. Das Handy ist mittlerweile so etwas wie unser Zweithirn geworden und gehört zum Alltag dazu wie kaum ein anderes technisches Gerät. Wer hat heutzutage kein Smartphone? Im letzten Jahr sind im Straßenverkehr mehr Menschen durch Ablenkung gestorben als unter Alkohol. 256 Menschen starben am Steuer, weil sie unter Alkoholeinfluss fuhren, 350 aber, weil sie im Auto mit dem Handy beschäftigt waren und ihre Konzentration massiv darunter litt.

Damit hat das Handy den Alkohol an der Spitze der größten Unfallrisiken abgelöst. Die Allianz hat jetzt eine Studie vorgestellt, bei der 1600 Fahrer befragt wurden. Herangezogen wurden die Daten der Allianz-Schadensabwicklung. So sollen bereits 11 Prozent der schweren Verkehrsunfälle auf die Ablenkung durch Handy oder Bordcomputer zurückgehen und “nur” 9 Prozent auf den Genuss von Alkohol. Fast jeder zweite Fahrer gestand in einer anonymen Befragung dem großen deutschen Versicherungsunternehmen die illegale Handynutzung während der Fahrt. Die echte Zahl dürfte noch darüber liegen, weil nicht jeder so offen ist. Erwischt werden kaum Fahrer, aber jeder, ich inklusive, sieht sie täglich, wie sie mit Handy am Ohr oder im Gesichtsfeld an einem vorbeirauschen. Ein Wunder, dass nicht noch mehr Unfälle passieren!

Freisprechanlagen sind zwar erlaubt, aber die Auswertung der Allianz ergab, dass die Fahrer sich auch dadurch ablenken lassen. Selbst der quatschende Beifahrer ist zwar vor dem Gesetz schuldfrei, nimmt aber die Konzentration des Fahrers in Anspruch. Nachweislich neigen wir dazu, uns die zweite Hälfte des Gesprächs dazuzudichten. Diesen Effekt kennen wir auch, wenn wir im Nahverkehr einen lauten Handyquassler erleben und nicht umhin können, als hinzuhören. Ohren lassen sich nicht abstellen, man kann anders als beim Sehen nicht einfach weghören. Das Hinhören und Verarbeiten des Gesprächs aber ist eine Störquelle und erhöht das Unfallrisiko.

Darum unser Tipp: das Telefonieren auf später verschieben oder lieber mal kurz rechts ranfahren.

Nichts ist so wichtig wie das eigene Leben, die Gespräche sind es nicht. Im Zeitalter der Flatrates und dauernden Erreichbarkeit wird viel zu viel und überflüssigerweise gequasselt und getratscht. Das Autofahren sollte man zum Nachdenken nutzen und um sein Gehirn einmal zu lüften. Viele Telefonate sind nach einer gewissen Wartezeit gar nicht mehr nötig, lassen wir doch einen selbst erbauten Filter zu und erklären die Autos zur telefonfreien Zone. Das würde uns allen gut tun und den Alltag entschleunigen.

Drei Viertel der Befragten fühlen sich durch Bordcomputer und Navis abgelenkt. Kaum einer weiß, dass das Navigationsgerät ähnlich wie das Handy während der Fahrt nicht benutzt werden darf, sondern nur beim Stillstand des Autos. Männer telefonieren häufiger beim Fahren als Frauen, war eines der überraschenden Ergebnisse der Umfrage. 3/4 sind Männer, die das Handyverbot am Steuer ignorieren, die am meisten gefährdete Gruppe sind dabei Männer zwischen 18 und 24 Jahren, die ja meist auch noch Fahranfänger sind.

Und sie werden nicht erwischt

Das Unfallrisiko potenziert sich also. Leider werden nur wenige der Verkehrssünder erwischt: die Wahrscheinlichkeit liegt gerade mal bei 1:3.400, während sie bei betrunkenen Fahrern bei 1:600 liegt. Wer mit dem Handy am Ohr fährt, hat laut Studie ein zwölfmal höheres, wer sein Navigationsgerät bedient, trägt ein fünfmal höheres Unfallrisiko.

 

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